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Das Parsifal-Bewusstsein

Eine Reise ins Wunderland

Die nachfolgende Betrachtung legt den Fokus auf die psychologischen Bedeutungen der Gral-Parsifal-Legende. Insbesondere werden hierbei alle Deutungen zum Thema Gral und Parsifal vernachlässigt, in denen das Geschehen, ganz allgemein gesagt, als ein Vorgang erklärt wird, an dem man hätte physisch teilhaben können. 

Das Gralsgebiet wird hier vielmehr als Sphäre des Unbewussten, Irrationalem und der Träume (also der Psyche) gedacht. 

Einen Hinweis dieser Art finden wir in Wagners Parsifal, in dem der Held auf dem Weg zur Gralsburg anmerkt: "Ich schreite kaum, doch wähn ich mich schon weit", worauf ihm sein Begleiter Gurnemanz anwortet: "Du siehst, mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit". Offensichtlich ein Hinweis darauf, dass dies ein "Ort" sei, wo sich Raum und Zeit in besonderer Art und Weise durchdringen; was "logischerweise" kein Ort der "normalen" und "realen" Erlebniswelt sein kann. 

Von wesentlicher Bedeutung sind die vorgestellten Reliquien, die in allen Gralslegenden symbolisch auftauchen und von denen das Schwert und der Kelch die bedeutungsvollsten sind. Es sind dies "Gegenstände", deren versteckte zweideutige Natur häretische Ansichten transportierten und die aus Vorsicht vor der Verfolgung durch die Inquisation der Kirche in eine dichterisch-romantische Begebenheit (Erzählung) gestellt wurden, deren Gleichnis nur Eingeweihten zugänglich war. Die Zuordnung zu einer beschreibbaren Begebenheit (z.B. das hereintragen des Grals in der Symbolik eines Gefäßes (Kelch) in der Erzählung) entsprang zudem einem tiefen, uralten Bedürfnis, heilig erachtete Reliquien mit einem ganz speziellen Gegenstand in Verbindung zu bringen, um sie damit für den Geist fassbarer zu machen. 

Als erstes sei hier das Schwert oder die Lanze angeführt, das als ein Sinnbild des Logos und dessen, was wir den Verstand nennen, angesehen werden kann. Seine Funktion ist das Trennen, Unterscheiden und insbesondere die Entscheidung für oder gegen etwas, weshalb wir auch zuweilen von der "Schärfe des Verstandes" sprechen. Zu Beginn einer Reise ganz allgemein gehört demnach die Entscheidung, eine Reise überhaupt zu unternehmen, und im Vorfeld die Auswahl des Weges, was eine Unterscheidung bedingt. An dieser Ent- und Unterscheidungskraft mangelt es Parsifal am Anfang seiner Suche jedoch noch sehr. Er stolpert als "reiner Tor", ohne Vorstellung und Wille und ohne zu wissen, wer er ist, also unbewusst, von einem Abenteuer in das andere, ohne sein Ziel zu kennen. Lediglich Ritter will er werden, die er törichterweise für Engel hält.

Das zweite Relikt ist das Gefäß, auch als Kessel oder Kelch symbolisiert, das zweifelsohne bedeutsamste Symbol, weil es die eigentliche Thematik in einem einzigen Bilde ausdrückt. Wenden wir uns nun wieder der Alchemie zu, so vernehmen wir, dass das alchemistische Gefäß (der Gral) hier mit seinem Inhalt identisch gedacht wird. In diesem Bilde ist dann die menschliche Seele bzw. das menschliche Bewusstsein ein ambivalentes "Behältnis", in dem alle Schrecken und Wunder vereint sind und das alles denkbare enthält, nach dem man sucht. 

Es ist dies ein Bild des ganzen Menschen, der alle Dinge in sich vereint. Der Gral ist demnach kein "Ding", sondern ein Symbol für eine ganzheitliche Einweihungs-Erfahrung im innerseelischen Raum.  

"Mein Theaterchen hat so viele Ausgänge, wie ihr wolllt. Fünf, zehn, tausend oder mehr. Und hinter jeder Türe findet ihr das, wonach ihr gerade sucht.

"Harry Haller im Zauberkabinett - aus Hermann Hesses "Steppenwolf"


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